Eine Tochter ihrer Klasse – die 99 Jahre der Rosi Wolfstein-Frölich und ihr Wirken an Rhein und Ruhr
Do 07. Dezember 2023, 18.15 Uhr
Vortrag von Dr. Riccardo Altieri, Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken
Rosi Wolfstein war eine der ersten Frauen, die sich an Rhein und Ruhr derart gegen den Ersten Weltkrieg eingesetzt hat, dass sie dafür ins Gefängnis kam. Dort entstand eine der frühesten Jugendaufnahmen der späteren SPD-, KPD- und SAP-Politikerin. Während sie in ihrer Jugend zunächst religiös liberal erzogen wurde, kamen erste Emanzipationsgedanken erst als Berufstätige auf. Sie arbeitete als Kassiererin, verteilte Frühstück an illegal arbeitende Zeitungsjungen und setzte sich gegen eben diese Form der Kinderarbeit ein. Als das preußische Vereinsgesetz reformiert wurde, trat sie unmittelbar der SPD bei. Das war Frauen zuvor nicht gestattet. Gemeinsam mit Rosa Luxemburg – ihrer Lehrerin und Freundin – bestritt sie den SPD-Wahlkampf an Rhein und Ruhr im Winter 1911/12. Die Folge war das bis dato beste Ergebnis für die SPD bei den Reichstagswahlen im Januar 1912. Als der Erste Weltkrieg begonnen wurde, gehörte sie unmittelbar ins Lager der Kriegsgegner – und wurde dreimal verhaftet.
Dr. Riccardo Altieri, Historiker aus Würzburg und Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, hat über die Biographie von Rosi Wolfstein und ihren Lebensgefährten Paul Frölich promoviert. In seinem Vortrag stellt er nicht nur die frühen Lebensjahre Rosi Wolfsteins im Rheinland vor, sondern insbesondere auch ihre Haftzeiten – unter anderem in Duisburg – und die spektakulären Fluchtaktionen aus den Gefängnissen dieser Zeit. Auf das spätere Leben als Preußische Landtagsabgeordnete, die Flucht während der NS-Zeit und das Exil in Frankreich und den USA geht Altieri ebenso ein wie auf einzelne Aspekte der Biographie Paul Frölichs.
Aufnahme von Fred Stein, Dez. 1942 c Peter Stein, NY.
Der Vortrag findet im Rahmen der Vortragsreihe „Stadtgeschichte donnerstags“ des Stadtarchivs statt. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt, der Eintritt ist kostenfrei.
Ort: DenkStätte im Stadtarchiv Duisburg, Karmelplatz 5, am Innenhafen.