Duisburger Türkeistämmige zwischen medialer Konstruktion und städtischer Lebensrealität
Do 23. November 2023, 18.15 Uhr
Vortrag von Seçkin Söylemez, M. A., Universität Duisburg-Essen
Duisburg fungiert als Brennglas des türkeistämmigen Lebens in Deutschland, geprägt sowohl durch die historische Verwurzelung der Gastarbeitermigration der 1960er und 70er Jahre als auch durch die heute sichtbare Präsenz türkeistämmiger Menschen im Stadtbild. Etwa 40 Prozent der Duisburger haben einen Migrationshintergrund, wobei Türkeistämmige die größte nicht-autochthone Bevölkerungsgruppe bilden.
Trotz oder gerade wegen dieser Visualität war das türkeistämmige Duisburg in der Vergangenheit wiederholt Gegenstand verschiedener politischer Kontroversen mit bundesweiter Ausstrahlungskraft. Negativ konnotierte Zuschreibungen zu Themen wie Desintegration, dem Rückzug in „Parallelgesellschaften“ oder, wie zuletzt diskutiert, der politischen Einflussnahme auf türkeistämmige Bevölkerungsteile seitens der Regierung in Ankara knüpfen dabei meist an bereits etablierte negative Erzählungen über das Scheitern respektive die Integrationsunwilligkeit türkeistämmiger Menschen an.
Im Kontrast dazu besteht in Duisburg bereits seit den Anfängen der Arbeitsmigration eine lebendige türkische Vereinskultur mit regem Austausch zu anderen städtischen Akteuren. Die seit 1973 existierende türkischsprachige Bibliothek und die als „Wunder von Marxloh“ bezeichnete Moschee in der Warbruckstraße sind Beispiele für gefestigten interkulturellen Austausch.
Angesichts dieser Widersprüche zwischen medialer Darstellung und materiellen Lebensrealitäten in Duisburg erscheint es wichtig, die Prozesse pauschaler „Fremd“-Konstruktion kritisch zu hinterfragen. Der Vortrag beabsichtigt, einen dekonstruktiven Blick auf verschiedene Phasen der medialen Darstellung türkeistämmiger Menschen in Duisburg zu werfen. Hierbei werden Symbolbilder aus unterschiedlichen Zeiträumen diskutiert. Angefangen bei der Darstellung im Schimanski-Tatort „Ruhrort“ von 1981 über Berichterstattungen der 1990er Jahre zu verschiedenen Duisburger Stadtteilen bis hin zur aktuellen Debatte um mögliche grenzüberschreitende politische Einflüsse auf die türkischstämmige Gemeinde, liegt der Fokus auf der überregionalen Wahrnehmung des Themenkomplexes „Duisburger Türkeistämmige“.
Der Vortrag findet im Rahmen der Vortragsreihe „Stadtgeschichte donnerstags“ des Stadtarchivs statt. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt, der Eintritt ist kostenfrei.
Ort: DenkStätte im Stadtarchiv Duisburg, Karmelplatz 5, am Innenhafen.