In der Geschichtswissenschaft sind Quellen „alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden“[1] können. Das umfasst zweitausend Jahre alte Pyramiden genauso wie die Tageszeitung von gestern.
Daher ist es wichtig, Quellen näher zu betrachten. Der erste Blick richtet sich auf die äußere Form.
- Die wohl bekannteste Quellengattung ist die Textquellen. Dazu gehören zum Beispiel Urkunden, Liebesbriefe, Romane und Testamente aber auch Einkaufszettel, Speisekarten und Rechnungen.
- „Dinge“ des Alltags und des Handwerks sind Sachquellen. Dazu zählen beispielsweise Schaufeln, Krüge oder Haarspangen, sie werden auch „Dingquellen“ genannt.
- Bildquellen sind bildliche Darstellung, wie die Mona Lisa, Höhlenmalereien und ein Video, genauso wie eine Kinderzeichnung und Street Art.
- Schwieriger zu erfassen sind abstrakte Quellen. Also Informationsquellen die nicht physisch greifbar sind. Dazu gehören Dialekte und Traditionen aber auch mündliche Erzählungen.
- Viele Quellen sind nicht klar einer Form zuzuordnen: Eine römische Münze kann das Bild eines Herrschers zeigen, eine Inschrift tragen und durch Material und Zustand als Ding Informationen liefern.
Um aus einer Quelle Informationen zu ziehen, muss man ihre innere Form kritisch betrachten. Das ist die Aufgabe von Forschung und Wissenschaft. Die sogenannten W-Fragen helfen hier weiter: Wann wurde die Quelle gemacht und von wem? Wozu diente sie und wie wurde sie angefertigt? Warum ist die Quelle in dem Zustand, in dem wir sie vorfinden, und wie ist ihr Werdegang bis zum heutigen Tag? Wie waren die Kultur und Gesellschaft, die Lebenswelt und akuten Bedingungen in der Zeit, in der die Quelle entstanden ist? Hatten die Hersteller*innen eine Absicht?
Durch das Hinterfragen können wir Quellen kontextualisieren. Das ist wichtig, denn jede Quelle spricht aus ihrer Zeit. Eine Werbung der 1970er Jahre wird heute völlig anders wahrgenommen als zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. Aber auch die Betrachtung der Quelle ist vom Kontext abhängig. Jede Generation hat eine neue Perspektive und Anliegen, weshalb die gleiche Quelle immer neu befragt werden kann. Dadurch gehen die Fragen niemals aus!
Das Sammeln und Bewahren von Quellen und auch ihre Zugänglichmachung für Forschung und Öffentlichkeit ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, die unter anderem in Archiven stattfindet.[2]
Diese haben die Aufgabe, die Akten und Unterlagen, die in der Stadtverwaltung erzeugt werden für die Menschen der Zukunft zu sammeln und zu bewahren. Also Urkunden, Akten, Protokolle, aber auch ergänzendes Material wie Zeitungsartikel, Bücher oder Fotografien. Und in einigen Fällen auch Notizbücher und Handschriften von Personen der Stadtgeschichte sowie Ton- und Filmaufnahmen, die für die Stadtgeschichte und die Gesellschaft wichtig sind. Die Schwierigkeit hierbei: Nicht alles kann aufbewahrt werden, das wäre einfach zu viel. Was und vor allem wie wählt man also aus?
Die archivische Bewertung bestimmt die Auswahl dessen, was erhalten bleibt. Ihr Vorgehen muss nachvollziehbar sein und mit Bewertungskriterien begründet werden. Genauso wie das Archivgut selbst, wird diese Begründung für die Nachwelt erhalten, um zukünftige Fragen beantworten zu können. Was war für die Menschen damals interessant? Was erschien ihnen wichtig in ihrer Stadt? Was hat sie bewegt und wie wurde in der Stadtverwaltung damit umgegangen?
Das Hausakten-Projekt wurde ins Leben gerufen um den Gesamtbestand der Duisburger Bauakten als solche Quellen zu sichten und zu bewerten. Da es sich um rund 116.000 Akten, zum Teil mit mehreren Bänden handelt, ist es notwendig, eine Auswahl zu treffen, welche der Akten für die Nachwelt aufzubewahren sind.
Autorin: Annika Enßle
[1] Paul Kirn: Einführung in die Geschichtswissenschaft. Fortgeführt von Joachim Leuschner. 5. Auflage. De Gruyter, Berlin 1968, S. 29.
[2] Die gesetzliche Grundlage für die Archivarbeit bietet das „Archivgesetz Nordrhein-Westfalen – ArchivG NRW“.